Haus „Porzellan Bär“
Seit der Jahrhundertwende entwickelt sich die einstige Straße „Zeil“ zu einem prächtigen Boulevard mit Kaufhäusern und Geschäften. In der Stiftstraße 8-10, einer Nebenstraße, etabliert sich die 1897 gegründete Firma „Porzellan Bär“. Moses gen. Moritz Bär verkauft zusammen mit seinem Schwager Otto Bonwit neben Küchengeräten Glas- und Porzellanwaren.1 1903 gliedert der Architekt Wilhelm Plate die Natursteinfassade des Gebäudes mit drei mehrgeschossigen Erkern und stattet es mit großen Ladenarkaden aus. Besonderes Merkmal sind die für den Jugendstil typischen floralen Ornamente unterhalb der geschweiften Dachkante sowie den Erkern. Einen witzigen Einfall bilden die Torsi von vier Bären, deren Tatzen jeweils auf den ineinander verschlungenen Anfangsbuchstaben MB ruhen und die auf die Fußgänger herabschauen.2 Moritz Bär blieb bis zu seinem Tod 1925 im Unternehmen, Otto Bonwit führte daraufhin die Geschäfte bis zu seinem Lebensende 1933 alleine weiter. Das jüdische Unternehmen kann noch bis 1936 von Leopold Bär geleitet werden und geht dann in den Besitz der Firma Johann Handel über.3 Heute befindet sich im Parterre das Ladengeschäft einer Supermarktkette.
- Lerner, Franz (1955): Das tätige Frankfurt im Wirtschaftsleben dreier Jahrhunderte (1648 - 1955). Zugleich ein Handbuch der Altfrankfurter Firmen. Frankfurt a. M.: Ammelburg, S.45; Hessisches Wirtschaftsarchiv, Darmstadt, 764: Firmenkarteikarte (1924-1936), Sp. 1–2.
- Másala, Lino (1986): Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Braunschweig: Vieweg, S.73; Zeller, Thomas (2004): Die Architekten und ihre Bautätigkeit in Frankfurt am Main in der Zeit von 1870 bis 1950. Frankfurt am Main: Henrich, S. 283.
- „Besitzwechsel“ In: Frankfurter Zeitung, 25.06.1936 (Nummer 320-321), S. 6.