Eckenheimer Landstraße 238, 60320 Frankfurt am Main
Eckenheimer Landstraße 238,
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Neuer Jüdischer Friedhof

Der Neue Jüdische Friedhof an der Eckenheimer Landstraße 238 entsteht in den Jahren 1928/29 nach Plänen des Regierungsbaumeisters Fritz Nathan. Die kubisch-strenge Architektur folgt dem zu dieser Zeit herrschenden Neuen Bauen bei gleichzeitigem Rückgriff auf klassische Elemente wie Portikus, Axialität sowie Peristyl.1 Den einzigen Fassadenschmuck bildet der Mauerverband von rotbraunem holländischem Klinker. Das 54.532 qm große Gelände schließt nördlich an den Hauptfriedhof an und wird durch ein dreiteiliges, von einem hebräischen Schriftband gekröntes Portal, betreten. Die Inschrift beruht auf dem Psalm 116,9: „Wandeln werd ich vor dem Antlitz des Ewigen in den Gefilden des Lebens“.2 Nach Durchschreiten kommt der Besucher in den gepflasterten wie auch von einer Kolonnade umgebenen Hof. Diesen flankieren links die Trauer- und Leichenhalle sowie rechts die Verwaltungsgebäude. Die Begräbnisstätte wird nach Überqueren des Innenhofes und durch ein weiteres Portal erreicht, welches ebenfalls mit dem Psalm 116,9 in Deutsch geschmückt ist. Die durch Hecken gegliederten Gräberfelder, Gewanne, richten sich an einer Hauptachse aus. Zu beiden Seiten befinden sich 800 gleichgestaltete Grabstellen Frankfurter Juden, die infolge der Deportationsbefehle Selbstmord begingen; sie tragen alle die Inschrift: „Gestorben für die Heiligung des Namens.“3 Neben der Einheitlichkeit fällt die Schlichtheit des Friedhofs auf, dies beruht auf strengen jüdische Vorschriften. Der Friedhof ist frei zugänglich, ausgenommen an Samstagen und jüdischen Feiertagen. Von männlichen Besuchern wird das Tragen einer Kopfbedeckung (z.B. einer Kippa) erwartet.
  1. Risse, Heike (1984): Frühe Moderne in Frankfurt am Main 1920-1933. Architektur der zwanziger Jahre in Frankfurt a. M.: Traditionalismus, Expressionismus, neue Sachlichkeit. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag, S. 203; Kalusche, Bernd; Setzepfandt, Wolf-Christian (2002): Frankfurt am Main Architekturführer. Berlin: D. Reimer, S. 44.
  2. Der Psalm entstammt dem Alten Testament. Die Übertragung erfolgte durch die damals verantwortliche Frankfurter Ritualkommission.
  3. Meier-Ude, Klaus; Senger, Valentin (2004): Die jüdischen Friedhöfe in Frankfurt am Main. Frankfurt am Main: Fachhochschulverlag Frankfurt, S. 84.